Literatur in Afrika

Mit ihrem Vortrag „Vom Schwarzen Orpheus zu Black Orpheus. Zur Vermittlung afrikanischer und afrodiasporischer Literaturen in den 1950er- und 1960er-Jahren“ lädt unser Gast, Frau Prof. Dr. Susanne Gehrmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Afrikanische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin zu einer Auseinandersetzung über afrikanische Literatur sowie auch deutsch-afrikanischer Kulturbeziehungen dieser Zeit ein.

Zum Thema des Abends: 

Die Dekaden vor und nach der Entlassung der kolonisierten afrikanischen Länder in die Unabhängigkeit waren nicht nur politisch, sondern auch literarisch aufregende Zeiten. Viele Klassiker der englisch- und französischsprachigen Literaturen Afrikas, der Karibik und Afroamerikas entstanden in dieser Zeit.

Die Vermittlung dieser von ihr ‚neoafrikanisch‘ genannten Literaturen in den deutschsprachigen Raum ist eng mit dem Namen des Übersetzers und Publizisten Janheinz Jahn verknüpft, der 1954 die Anthologie „Schwarzer Orpheus. Moderne Dichtung afrikanischer Völker beider Hemisphären“ veröffentlichte. Die Materialien in Jahns Nachlassarchiv an der Humboldt-Universität zu Berlin wurden jüngst zum Ausgangspunkt eines deutsch-französisch-nigerianischen kooperativen Forschungsprojekt, das sich mit dem Dialog zwischen der frankophonen Négritude-Lyrik und der nigerianischen Literatur beschäftigt.

Dieser Dialog wird vor allem durch die Zeitschrift Black Orpheus befördert, die 1957 von einem weiteren deutschen Akteur, dem Linguisten Ulli Beier, an der University of Ibadan in Zusammenarbeit mit Jahn gegründet und später von der ersten Generation dekolonisierter nigerianischer Akademiker weitergeführt wurde. Jahns Korrespondenzen mit u.a. Ulli Beier, Léopold Sédar Senghor, Aimé Césaire und Abiola Irele geben Aufschluss darüber, wie in den Dekaden der Dekolonisierung Literatur als Medium des antikolonialen Protests und der Selbstvergewisserung mobilisiert wurde und wie die Intellektuellen dieser Zeit über Ethik und Ästhetik diskutierten.

Der Vortrag wird die tatsächlich schon 1948 von Jean-Paul Sartre eingeführte Orpheus Metapher deuten und die Stoßrichtung sowie erste Ergebnisse der aktuellen Archivforschung vorstellen. Dabei wird auch kritisch gefragt: gelang es Jahn und Beier tatsächlich auf Augenhöhe mit den afrikanischen Akteuren zu arbeiten oder waren sie nicht selbst Teil eines kolonialen Kulturbetriebes?

Zur Referentin des Abends:

Susanne Gehrmann ist seit 2011 Professorin für Afrikanische Literaturen und Kulturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zwischen 2002 und 2010 war sie Juniorprofessorin an der Humboldt-Universität. Zuvor promovierte sie an der Universität Bayreuth.

Ihre wissenschaftliche Karriere begann mit einem Studium der Romanistik, Germanistik, Literaturwissenschaft sowie Afrikanologie in Bochum, Paris und Köln. Sie verfügt über einen Magister in romanischer Philologie (1996) und einer Maîtrise de Littérature générale et comparée, option Afrique-Antilles, der Sorbonne Nouvelle Universität in Paris.

Diverse Forschungs- und Arbeitsaufenthalte führten sie in die afrikanischen Länder Senegal, Togo, Kongo, Ghana, Südafrika und Tansania. Außerdem nach Belgien und Kanada.

Aktuell forscht Professorin Gehrmann zur Darstellung und Begründung von Gewalt in der kongolesischen Literatur nach 1960.

Im Namen des Vorstands des Afrika-Kollegiums – Petra Hammelmann, Heinrich Köhler, Michael Monnerjahn und Tom Pause – laden wir Sie herzlich zu dieser Veranstaltung ein.

Der darauf folgende Veranstaltungstermin ist im September 2025. 

Ort der Veranstaltung: 

Baseler Hof, Esplanade 11, 20354 Hamburg

Ablauf: 

Der Vortrag beginnt um 18 Uhr. Im Anschluss an Vortrag und Diskussion findet ab ca. 19.45 Uhr ein gemeinsames Essen statt. 

Anmeldung:

Wenn Sie sich für eine Teilnahme an einer Veranstaltung interessieren, melden Sie sich gerne als Gast unter der folgenden E-Mail an: tom.pause@focus-africa.de.

Die Teilnahme ist für Nicht-Mitglieder nur nach einer bestätigten Anmeldung möglich.